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Happy Hour

Roman | Marlowe Granados


2024 Carl Hanser Verlag Gmbh & Co. Kg; Flying Books / Verso
Auflage: 1. Auflage
317 Seiten
ISBN: 978-3-446-28048-9

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Kurztext / Annotation
Zwei junge Frauen in New York: ein funkelndes Debüt voller Witz und Glamour
Isa Epley ist einundzwanzig Jahre alt und weise genug, um zu wissen, dass der Sinn des Lebens im Vergnügen liegt. Tagsüber verkauft sie mit ihrer besten Freundin Gala Klamotten an einem Straßenstand, um ihre Zwischenmiete in Brooklyn zu finanzieren. Nachts ziehen sie zur Upper East Side in die Welt der Reichen und Schönen, auf der Suche nach jemandem, der ihre Drinks bezahlt. Bald wird das Geld knapper und die Jobs dubioser. Isa steht vor der Frage, welchen Preis ihr ein glitzerndes Leben wert ist. 'Happy Hour' ist eine wilde, übersprudelnde Spritztour durch einen flirrenden, schwülen Sommer in New York - und legt mit funkelnder Genauigkeit und Witz den hohlen Kern unserer Klassengesellschaft frei.

Marlowe Granados ist Schriftstellerin, Filmemacherin und bildende Künstlerin. Nach Stationen in New York und London, lebt die gebürtige Kanadierin derzeit in Toronto. Sie ist Co-Moderatorin von 'The Mean Reds', einem feministischen Film-Podcast. Ihre Texte sind u. a. in Harper's Bazaar, The Cut, The Baffler und im Guardian erschienen. Happy Hour ist ihr erster Roman.

Beschreibung für Leser
Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

20. Mai

Mit alten Freunden sollte man sich gut stellen, sie wissen einfach zu viel. Für Samstagabend hatten Gala und ich zugesagt, ein paar Bekannte von früher zu bespaßen, die für ein langes Wochenende in der Stadt waren. Sie waren zu neunt angereist, aber die meisten kannte ich nicht - eigentlich hauptsächlich James, weil Gala ihm früher mal Steinchen ans Fenster geworfen hatte. Die Truppe hatte sich ein Einzimmerapartment gemietet. Mit New Yorker Immobilien kenne ich mich zwar nicht aus, doch mir scheint das für neun ausgewachsene Männer etwas klein. Wahrscheinlich hatten sie deshalb überall in der Stadt Flyer hingeklebt, auf denen sie ihre Vorzüge anpriesen:

EURE BOYFRIENDS FÜR ZWISCHENDURCH: 17.-23. MAY 2013ERFAHREN & GUTAUSSEHENDLADYS FÜR ROMANTISCHE RENDEZVOUS GESUCHT

VORAUSSETZUNG: WOHNUNG ZUM FEIERN NUR ERNSTGEMEINTE ANGEBOTE

Keine Ahnung, ob sie mit den Aushängen Erfolg hatten, jedenfalls zählten sie weiter auf unsere Mütterlichkeit. In mancher Hinsicht sind sie noch viel schlechter dran als wir, wenigstens kommen wir bisher ohne Werbeanzeigen aus. Aber wer auf uns zählt, lebt gefährlich, besonders in puncto Gefühle. Nach ein paar Drinks verfolgt Gala ihre eigene Agenda.

Die Jungs schoben uns zum Anfang der Schlange vor einer Bar, wo die Türsteher nur noch Leute reinließen, wenn jemand rauskam. In dieser Bar verkehrte ihre ideale Klientel - brave, behütete Mädchen aus der Vorstadt, die sich mal ein Wochenende gehenlassen wollen und vielleicht einen von ihnen aufnehmen würden. Ich bettelte den Türsteher an, Gala reinzulassen. Das tat er schließlich, doch der Rest musste draußen bleiben, sie hätten eigentlich Einlassstopp. Gala war erst zwanzig Minuten drin, als unsere Begleiter ungeduldig wurden. Ich unterhielt mich gerade mit dem Türsteher über die New Yorker Lärmschutzverordnung, als James rüberkam und sagte: »Hey, Isa, wollen wir nicht lieber weiterziehen?« Von Frauen wie Gala und mir wird immer erwartet, dass wir allen anderen den Abend retten - der Druck ist einfach enorm.

Gala regelt das schon, versprach ich, und tatsächlich verließ bald darauf eine Zehnergruppe die Bar und wir konnten rein. Keine Ahnung, was Gala ihnen erzählt hatte, wahrscheinlich was von »Gegenüber ist ne viel bessere Party, mit mir kommt ihr rein« oder »Du siehst interessanter aus als der Rest hier, du bist zu schade für diese Klitsche«. Galas rüpeliger Charme kann durchaus von Vorteil sein: Wer denkt, er hätte was Besseres verdient, zieht weiter.

Es wurde immer später, und inzwischen schien Gala unseren ursprünglichen Plan vergessen zu haben. Eigentlich wollten wir die Jungs anderen überlassen, damit wir uns nicht mehr um sie kümmern mussten. Aber während ich gerade vor dem Klo anstand, muss Gala mitbekommen haben, wie zwei von »unseren« Typen mit zwei Mädchen flirteten, die sie als »ungeschminkte Mäuschen« bezeichnete. Gala hält nichts von Leuten, mit denen man nett plaudern kann. Sie lebt nach dem Motto, ein gutes Gespräch grenze an Streit - wenn es nicht schwierig ist, war man eben zu feige. Und so wertete sie den Flirt der Jungs als Affront gegen unsere Gastfreundschaft und steigerte sich ziemlich rein. Einer der beiden, ein John-Henry, war mir den ganzen Abend hinterhergelaufen und hatte mir, Dankbarkeit und Bewunderung heuchelnd, einen Gin Tonic nach dem anderen ausgegeben. Dass er jetzt die andere angequatscht hatte, war mir egal; solange ich einen Drink in der Hand halte, bin ich mit allem im Reinen. Nur denkt Gala immer, ich würde still vor mich hin leiden, und will meine Ehre verteidigen. In diesem Fall glaubte sie, ich wäre über John-Henrys Sinneswandel gekränkt.

Für sie anscheinend Grund genug, eine Bierflasche nach de